Hymenoscyphus pseudoalbidus, Nebenfruchtform: Chalara fraxinea sp.
Erfahrungsbericht aus Mecklenburg/Vorpommern, Amt für Stadtgrün Naturschutz und Landschaftspflege.
Nachdem Mitte der 90er Jahre in vielen Nachbarländern das Eschentriebsterben zu einem ernsten Problem wurde, ist es in Deutschland seit dem Jahre 2002 ebenfalls nachgewiesen, wobei sich Meldungen aus dem norddeutschen Tiefland häufen. Anfangs beschränkte sich der Befall auf Waldbestände, wodurch den Forstbetrieben ein erheblicher Schaden entstand. So gibt es seit dem 23.08.2005 ein vorläufiges Verbot der Landesforstbehörde Mecklenburg/Vorpommern, Eschen in Waldflächen des Landes neu zu pflanzen.
Schaderreger und Symptome
Das Eschentriebsterben ist erkennbar an auffälligen Triebschäden in vorerst jüngeren Kronenteilen. Kommt es zum wiederholten Befall, ist auch ein Ausfall ganzer Kronenteile zu beobachten. Häufig sind befallene Triebe durch Rindennekrosen ohne Schleimfluss gekennzeichnet, die sich gegenüber dem noch gesunden Holz scharf abgrenzen. Im weiteren Verlauf kommt es zur Triebwelke und somit zum Absterben einzelner Triebe. Die Krankheit tritt an Bäumen aller Altersklassen auf, demnach sind Altbäume ebenso betroffen wie Jungbäume und können im Extremfall auch ganz absterben.
Verursacher dieser Krankheit ist maßgeblich ein Askomyzet (Hymenoscyphus pseudoalbidus) und seine Nebenfruchtform (Chalara fraxinea). Diese Schaderreger besitzen eine hohe Pathogenität und sind hauptsächlich für die epidemische Ausbreitung dieser Krankheit verantwortlich. Eine Wanderung der Erreger von Ost nach West kann derzeit ausgeschlossen werden, da die Schäden in verschiedenen
Regionen Europas gleichzeitig aufgetreten sind. Er ist bereits in Skandinavien, Österreich, Polen und auch in Holland nachgewiesen. Gleichzeitig auftretende Fäule im Wurzelstock, wie in Schleswig - Holstein beobachtet, ist jedoch nicht auf den Erreger zurück zu führen.
Konsequenzen für die Kommune
Inzwischen sind in Mecklenburg/Vorpommern auch Park- und Straßenbäume am
Eschentriebsterben erkrankt. Wertvolle Altbäume mussten gefällt werden, da die Verkehrssicherheit durch das Absterben von Starkästen nicht mehr gewährleistet werden konnte oder die Bäume abgestorben sind. Bisher ist die Krankheit an Fraxinus excelsior und Fraxinus angustifolia sowie einigen Sorten wie 'Westhof's Glorie' oder 'Raywood' bekannt. Aber auch die Sorte 'Pendula' scheint zumindest in Mecklenburg/Vorpommern, extrem oft betroffen.Ein sehr kostenträchtiges Problem sind die Jungpflanzungen. So sind in kleineren Kommunen und verschiedenen Straßenbauämtern Mecklenburgs in den vergangenen Jahren mehrfach große Teile der Pflanzungen komplett ausgefallen
und die verbleibenden Bäume zeigen ebenfalls akute Absterbeerscheinungen. Die Eschen erscheinen vorerst als gut angewachsen, treiben im Folgejahr jedoch nur mit ca. einem Drittel der ausgebildeten Knospen aus, was darauf hindeuten könnte, dass die Krankheitsentwicklung größtenteils im Winter stattfindet. Auch die österreichischen Fachkollegen können dies inzwischen bestätigen. Gegenwärtig wird in einigen kleineren Kommunen in Mecklenburg/Vorpommern versucht, befallene Bäume durch einen gezielten Schnitt zum Neuaustrieb anzuregen. Ergebnisse liegen hierzu jedoch noch nicht vor.Wenn nun von den Baumschulen eine gute Qualität geliefert, die Pflanzung fachlich richtig durchgeführt und die Anwachspflege gewissenhaft ausgeführt wurde, wer trägt dann die Kosten für eventuelle Neupflanzungen? Eine Frage über die in Mecklenburg/Vorpommern noch gestritten wird. Inzwischen raten Experten zumindest in den betroffenen Regionen davon ab, weiterhin Fraxinus excelsior, Fraxinus angustifolia und ihre Cultivare als Straßenbaum zu pflanzen. Ob andere Arten und Sorten, wie in der GALK - Straßenbaumliste aufgeführt, eine denkbare Alternative sein könnten (z. B. Fraxinus pennsylvanica oder Fraxinus americana 'Autumn Purple') ist dringend zu erproben. Derzeit laufen genetische Untersuchungen, ob möglicherweise resistente Sorten aus widerstandsfähigen Beständen der einheimischen Esche vermehrt werden können.