Lebensraum, Kulturgut, einzigartig
Wie grüne Adern ziehen sich von Bäumen gesäumte Straßen und Wege durch die Kulturlandschaft Deutschlands. Der Schutz von Alleen rückte mit dem Beitritt der neuen Bundesländer und dem dort z. B. in Brandenburg eingeführten gesetzlichen Schutz, auch im westlichen Deutschland verstärkt in das öffentliche Interesse.
Der Begriff Allee beschreibt Straßen oder Wege, die auf beiden Seiten von Bäumen begrenzte sind. Sie befinden sich in der freien Landschaft, im Siedlungsraum, im Umfeld historischer Gebäude oder auf Friedhöfen. Bisweilen säumen sie auch Zufahrten zu historischen Gebäuden, Schlössern und Gutshöfen. Anfangs waren sie gärtnerisches Gestaltungselement in herrschaftlichen Parkanlagen, später auch in der Kulturlandschaft sowie in den Städten. In der Rhein-Ruhrschiene sind auch Sonderformen, wie etwa Mittelalleen, Haupt- und Nebenalleen häufig finden.
Bundesweite Erfassung von Alleen
Im Frühjahr 2019 startete das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt „Alleen als schützenswerte Landschaftselemente – Eine bundesweite Erfassung und Sicherung von Alleen“. Die wissenschaftliche Begleitung hatte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde inne. Die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz begrüßte das Projekt und bat u.a. die Kommunen um Unterstützung.
Deutsche Alleenstraße
Besondere Alleeformen kommen in Parkanlagen oder innerhalb der Städte als Prachtstraßen vor. Die wohl bedeutendste ist die Deutsche Alleenstraße. Ausgelöst von einem Leserbriefe an ADAC-Motorwelt im Herbst 1990 mit der Bitte um Hilfe und Unterstützung zur Rettung der Alleen in der DDR, einer ersten Erfassung der Alleen in allen fünf neuen Bundesländern und Gründung der Aktion »Rettet die Alleen« im Januar 1992, wurde im Sommer 1992 beschlossen, eine »Deutsche Alleenstraße« von Rügen bis zum Bodensee als touristische Einrichtung und ideelle Verbindung zwischen den alten und neuen Bundesländern zu schaffen.
Die Deutsche Alleenstraße ist heute eine durch ganz Deutschland – von der Ostsee bis zum Bodensee – führende, rund 2900 km lange Ferienstraße, die überwiegend über Alleen verläuft. Sie ist damit Deutschlands längste Ferienstraße und nahm 1993 in Abschnitten ihren Anfang.
Zum 25. Jubiläum der Deutschen Alleenstraße entstand die Idee einer „Radfernfahrt Deutsche Alleenstraße“. Die Tour führt über 2.200 km von der Nordsee bis zur Ostsee in einem weiten Bogen durch 10 Bundesländer.
BUND Mecklenburg-Vorpommern
Mehr als 16% der Deutschen Alleen, nämlich 4.100 km der etwa 25.000 km, stehen in Mecklenburg-Vorpommern. Alleen sind unverwechselbare Wahrzeichen von Regionen, sie verbinden voneinander getrennte Lebensräume und sie bieten Brut- und Rastplätze für Vögel, Insekten und Kleinsäuger. Doch viele Alleen sind gefährdet – durch Tausalz im Winter, zu viel Stickstoff aus der Landwirtschaft, Beschädigungen der Wurzeln durch Straßenbau, unsachgemäße Pflegemaßnahmen und unzureichende Nachpflanzung. Foto: (
Seit 1990, dem Gründungsjahr des BUND in Mecklenburg-Vorpommern, ist der Schutz und die Neuanpflanzung der Alleen ein Schwerpunkt der dortigen Projektarbeit. Im Zentrum stehen vier wesentliche Forderungen:
- Alleenpflanzungen in die Planung für Straßenneubau mit integrieren (Entwicklungskonzepte)
- Lückenbepflanzungen (bis zu 100m) im Altbestand von Alleen in der vorhandenen Flucht
- Fachgerechte Alt- und Jungbaumpflege
- Einbeziehung der Verbände bei Gesetzen, Erlassen und Richtlinien zum Alleenschutz
Alleenpaten gesucht
Allee des Jahres
Mit der Prämierung der "Allee des Jahres" will der BUND auf die deutschlandweite Gefährdung von Alleenbäumen aufmerksam machen. Alleen sind schützenswerte kulturelle Monumente. Sie filtern Schadstoffe aus der Luft, verbinden natürliche Lebensräume und sind Zufluchtsstätten gefährdeter Tierarten. In Deutschland steht ein Drittel der Tiere und Pflanzen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Alleen leisten insofern einen großen Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz. Links das Siegerfoto 2023.
Alleentag - Grüne Infrastruktur in der Stadt
In Kooperation mit dem Landesamt für Umwelt Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg-Vorpommern finden die jährlichen Fachtagungen des BUND M-V statt.
Städte benötigen weniger Beton dafür mehr Bäume !
Naturnahe ländliche Wege gehören mit zu den bedeutendsten und beständigsten Elementen der historischen Kulturlandschaft. Während die Landschaft stets einem sehr starken Wandel unterzogen war, ist die Linienführung der Wege oft über Jahrhunderte gleich geblieben. Aufgrund des Ausbaus von Wegen als Straßen oder einer Auslöschung im Zuge von Flächenzusammenlegungen sind die naturnahen ländlichen Wege heute stark gefährdet. Als raumgliedernde und strukturgebende Elemente gelten sie in vielen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns als die letzten Überreste einer ehemaligen Kulturlandschaft in einer in weiten Teilen stark ausgeräumten Wirtschaftslandschaft.
Überarbeitung und Neuauflage: November 2023
Erstveröffentlichung: 2014
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Wismarsche Straße 152 - 19053 Schwerin Tel: 0385 - 52 13 39 0; Fax: 0385 - 52 13 39 20 E-Mail:
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