Wie der urbane Raum an den Klimawandel angepasst werden muss – und kann

Mit ihren Positionspapieren will die GALK e.V. einen Beitrag leisten zu den fachlichen und politischen Diskussionen zu nachhaltiger Stadtentwicklung durch öffentliches Grün im urbanen Raum. Mit ihrer fachlichen Stellungnahme will die GALK die Grünflächenämter stärken, sich zu positionieren und neue rechtliche, planerische und gärtnerisch-technische Wege zur Sicherung und Entwicklung der grün-blauen Infrastruktur zu verfolgen. Denn die Fachexpertise, die Erfahrung und die Handlungskompetenz der verantwortlichen Fachverwaltungen für das öffentliche Grün bieten große Potenziale, unsere Städte nachhaltig entwickeln zu können.

Schon 2017 hat die Bundesregierung mit dem Weißbuch Stadtgrün deutlich gemacht, dass das Stadtgrün in seinen vielfältigen Funktionen gestärkt und entwickelt werden muss – als unverzichtbarer Faktor nachhaltig gestalteter Städte. Denn, so heißt es dort: „Grüne Freiräume bilden eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltige, lebenswerte, resiliente und zukunftsfähige Städte und Regionen.“

Umsetzung noch dringlicher geworden

Die genannten Ziele sind seit der Veröffentlichung des Weißbuchs noch wichtiger, ihre Umsetzung noch dringlicher geworden, denn die Ausgangslage hat sich weiter verschärft: Die globale Erwärmung, besonders in urbanen Gebieten, schreitet schneller voran, als zunächst angenommen. Ebenso nehmen, auch verstärkt durch weltweite Krisen, die sozialen Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft zu. Von diesen beiden Tendenzen sind grüne Freiräume doppelt betroffen: zum einen wirken sich diese auf das Stadtgrün selbst sehr stark aus, zum anderen bieten grüne Freiräume ein großes Potenzial zur Milderung dieser Entwicklungen in der Stadt. Es ist daher längst keine Frage mehr, ob, sondern wie Städte durch qualitativ und quantitativ hochwertiges Stadtgrün nachhaltig gestaltet werden können.

Kreative Herausforderung: zum Teil widerstreitende Nachhaltigkeitsziele

Wasserspiel im Hiroshimapark (Foto: Landeshauptstadt Kiel) Eine grundlegende Argumentations- und Handlungsbasis für das urbane Grün liefert die Nachhaltigkeitsstrategie der Vereinten Nationen „AGENDA 2030“ mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals / SDGs), die weltweit eine sozial-ökonomisch-ökologische Transformation anstreben. Allerdings sind dies teilweise auch widerstreitende Ziele, was im Einzelfall ein Abwägen bzw. die Entwicklung neuer Lösungen erfordert.

So soll etwa nach dem SDG Nr. 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) der Zugang zu Grünflächen sichergestellt werden. Daneben sollen nach dem SDG Nr. 15 (Leben an Land) die Landökosysteme geschützt, die Bodendegradation sowie der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt werden. Gleichzeitig soll sicherer und bezahlbarer Wohnraum gewährleistet werden – auf Bundesebene etwa wird dies mit der Strategie der Wohnraumoffensive verfolgt.

Position Deutscher Städtetag (September 2023)

„Der Konflikt zwischen Wohnraum und Nachverdichtung im Innenbereich und den notwendigen Frei- und Grünflächen wird nicht vollständig aufzulösen sein. Mit Blick auf den Klimawandel und die Lebensqualität vor Ort werden der Erhalt und die Weiterentwicklung und Pflege von Grün- und Freiflächen in den verdichteten Räumen noch stärker in den Fokus rücken müssen. (…) Es wird nicht ausreichend sein, bestehende Grün- und Freiflächen qualitativ aufzuwerten. Hochwertige Grün- und Freiflächen müssen ausgeweitet und gesichert und dabei in ihrer Biodiversität möglichst aufgewertet werden. Zur Ausweitung und Sicherung sollten planungsrechtliche Instrumente verstärkt eingesetzt werden.“

(Deutscher Städtetag Berlin und Köln, 2023)

Konsequenz: Strategien zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele laufend weiterentwickeln

Abb03 Holstenfleet Foto PetraHoltappel 400x225Holstenfleet (Foto: Petra Holtappel)In der Folge wurden die Strategien zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele insgesamt weiterentwickelt: So ist aus der grünen Infrastruktur, die durch ihre Ökosystemleistungen gemäß Definition (vgl. BfN, 2017) gleichbedeutsam wie die technische Infrastruktur einer Stadt ist, die grün-blaue Infrastruktur geworden. Das heißt, grüne Räume werden mit den Möglichkeiten von Wasserrückhalt, Versickerung und Verdunstung in der Stadt gemeinsam gedacht. Und aus der doppelten Innenentwicklung ist eine dreifache geworden, denn die knappen Flächen in den Innenstadtbereichen werden gleichzeitig nicht nur für Grün und Bauen benötigt, sondern auch die Mobilitätswende fordert weiteren Raumbedarf, der nicht zuletzt in Grünräumen gesucht wird. Dabei ist darauf zu achten, dass diese nicht von breit dimensionierten Radschnellwegen überformt und zerschnitten werden und Konflikte mit schwächeren Nutzenden ausgeschlossen werden.

Die Liste der Möglichkeiten, wie urbane Freiräume weiter an den Klimawandel angepasst werden können, wird laufend erweitert. So werden zum Beispiel die Bereiche Biodiversität und Stadtnatur immer wichtiger, da der Artenverlust weiter voranschreitet und die Flächenversiegelung sich ungebremst fortsetzt.

Notwendig: finanzielle und personelle Ausstattung der Kommunen

Nachhaltige Stadtentwicklung muss sich jedoch auch in der finanziellen und personellen Ausstattung der Kommunen niederschlagen, wie vom Deutschen Städtetag in seinem Positionspapier (Deutscher Städtetag 2023) gefordert, und vor allem auch in den entsprechenden Haushaltsplanungen im grünen Bereich verankert werden. Zur Umsetzung werden „fachkompetent geleitete und besetzte, mit ausreichend Ressourcen ausgestattete Grünflächenämter […]“ benötigt (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, Arbeitskreis Stadtentwicklung 2016). Auch die Fördermittellandschaft sollte so gestaltet werden, dass die Grünflächenverwaltungen in die Lage versetzt werden, Fördergelder unkompliziert zu akquirieren und zu nutzen.

Vier Handlungsfelder im Fokus

In ihrem Positionspapier 2024 rückt die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e. V.) besonders vier Handlungsfelder in den Fokus:

  1. Entscheidend für eine erfolgreiche Klimaanpassung:
    Ganzheitlicher Ansatz von Beginn an
  2. Für mehr Klimaresilienz und weniger Risiken:
    Wasserbewusste Stadtentwicklung mit grün-blauer Infrastruktur
  3. Erfolgreiche doppelte Innenentwicklung:
    Bezahlbarer Wohnraum – mit grüner Qualität
  4. Damit die Stadt ein guter Lebensraum für alle bleibt:
    Förderkulisse für urbanes Grün

Abb02 Wasserspiegelungen Schrevenpark Foto PetraHoltappel 866x484Wasserspiegelungen im Schrevenpark (Foto: P. Holtappel)

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Zukunft Stadt = Grün

 

Impressum

Herausgeber: Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V.) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

GALK Arbeitskreis Stadtentwicklung, V.i.S.d.P.; Heike Appel, Petra Holtappel, Maya Kohte, Volker Schwarz, Knut Weidenhammer

Textredaktion: pfiff – Pressefrauen in Frankfurt