Pflanzenpollen können beim Menschen Allergien auslösen und damit zu gesundheitlichen Problemen führen. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass Allergien in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Ländern Europas zugenommen haben. Nach Schätzungen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen sind heute bereits rund 30 Mio. Deutsche allergisch vorbelastet, insbesondere Kinder und Jugendliche. Es wird prognostiziert, dass im Jahre 2015 die Hälfte der Europäer unter Allergien leiden wird. Damit handelt es sich bei dem Thema Allergie sowohl um eine große medizinische, als auch um eine enorme volkswirtschaftliche Herausforderung.
Die Zunahme von Allergieerkrankungen und der damit verbundenen Beeinträchtigungen durch Pollen hat vermutlich mehrere Ursachen. So haben sich auf Grund des Klimawandels die Pollenflugzeiten verlängert, was eine längere Leidenszeit für Allergiker bedeutet. Hinzu kommt, dass vermutlich die schlechten Standortbedingungen - insbesondere am Straßenstandort - dazu führen, dass die Bäume unter Stress mehr Pollen produzieren. Deren allergene Inhaltsstoffe erlangen dann in Verbindung mit Umweltschadstoffen eine höhere Aggressivität. Und schließlich treten durch die Einwanderung von Pflanzen neue Allergene auf. Am häufigsten sind Allergien gegen Pollen von Hasel, Erle, Birke, Buche, Eiche und Pappel.
Vor diesem Hintergrund wird immer wieder die Forderung aufgestellt, Gehölze, deren Pollen allergen wirken, nicht mehr anzupflanzen oder bestehende Pflanzungen sogar zu entfernen. Pollenemissionen im Nachbarbereich und die damit verbundenen Beeinträchtigungen sind aber hinzunehmen, da Bäume eine vielfältige Wohlfahrtswirkung entfalten. Außerdem sind Pollen überall in der Luft vorhanden und die Quelle damit nicht eindeutig zu bestimmen.
Der AK-Stadtbäume hat zu dem Thema ein Positionspapier verfasst. Der Arbeitskreis vertritt darin die Meinung, dass allein durch den Verzicht von Baumarten eine vollkommene Pollenfreiheit der Umgebung nicht zu erreichen ist. Er empfiehlt jedoch, bei der Auswahl der in Städten zu pflanzenden Bäume auch allergologische Kriterien im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen, um auf diese Weise die Belastung nicht noch zusätzlich zu erhöhen. Auf die Pflanzung von Bäumen, deren Pollen allergen wirken kann, vollkommen zu verzichten, sieht der AK vor dem Hintergrund der ohnehin schon durch den Klimawandel eingeschränkten Artenwahl s
ehr kritisch. Er weist darauf hin, dass die Bäume nicht die eigentliche Ursache für die Zunahme von Allergien sind.Die Hochschule Ostwestfalen Lippe hat unter Leitung von Prof. Dr. Seyfang eine 'Studie zum wissenschaftlichen Erkenntnisstand über das Allergiepotential von Pollenflug der Gehölze im öffentlichen Grün der Städte und Gemeinden und möglich Minderungsstrategien' (November 2007 bis August 2008) im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung erarbeitet.
Die Studie ergab, dass Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung von Belastungen und mögliche planerische Lösungen auf Grund der Vielschichtigkeit des Problems und der noch vielen ungeklärten Fragestellungen nicht einfach formuliert werden können. Neben der Reduzierung des Feinstaubes in der Luft, fordert die Studie die Initiierung eines umfassenden interdisziplinären Aktions- und Forschungsprogramms.