Buchenkomplexkrankheit unter Beteiligung von Biscogniauxia nummularia (Rotbuchen-Rindenkugelpilz)
Erfahrungsbericht der Stadt Köln, Amt für Landschaftspflege und Grünflächen; Fotos aus Dresden und Essen
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird von einer Komplexkrankheit bei der Buche berichtet. Die Erkrankung wurde im klassischen Sinne beschrieben als ein Zusammentreffen von abiotischen Faktoren, z. B. Störungen der Wasserversorgung, dem Auftreten der Buchenwollschildlaus und dem purpurroten Scharlachpilz Nectria coccinea sowie in der Folge von zahlreichen Holzkäfern und Weißfäule erzeugenden Pilzarten.
Schaderreger und Symptome
In der Literatur wird beschrieben, dass seit dem Sommer 2000 in Rheinland-Pfalz (Eifel und westlicher Bereich des Hunsrücks), in Luxemburg (Ösling und Gutland), in Belgien (Ardennen und Gaume) sowie in Teilen Frankreichs (Moselle) und Nordrhein-Westfalens (Nordeifel und Sauerland) eine Erkrankung der Rotbuche (Fagus silvatica) auftritt. Die Symptomatik stimmt teilweise überein mit einer erstmals von ROBERT HARTIG (1878) beschriebenen Erkrankung, die im deutschsprachigen Raum als Buchenrindennekrose, Buchenkomplexkrankheit, Buchenrindensterben, Buchensterben oder Schleimflusskrankheit bezeichnet wird
Die Komplexkrankheit wurde in Köln erstmals 2014 festgestellt. An zahlreichen Buchen in mehreren Kölner Grünanlagen wurden Symptome einer Buchen-Rindennekrose festgestellt.
„Die Untersuchungen belegen, dass es eine neuartige Komplexkrankheit der Buche gibt, die in Teilen Ähnlichkeiten mit dem „herkömmlichen“ seit längerem bekannten Buchenrindensterben hat. Besorgniserregend ist die abnehmende Wüchsigkeit bis hin zum Ausbleiben des Dickenzuwachses und auch der Wundreaktionen (Überwallung, Abschottung) in den letzten 25 Jahren. Da es sich offenbar um einen gut nährstoffversorgten Standort handelt und die betroffenen Bäume im Durchschnitt 118 Jahre alt sind, kann weder der Standort noch das Alter der Buchen eine Erklärung für den rapiden Vitalitätsverlust geben. Prädisponierend wirken ganz offenbar Trockenstress und die Mastjahre in dem betreffenden Zeitraum. Der Befall mit der Buchenwollschildlaus spielt in diesem Zusammenhang offenbar keine große Rolle. Auf den geschwächten Bäumen siedeln viele Schadorganismen, von denen Biscogniauxia nummularia hervorzuheben ist. Dieser Pilz spielt im Rahmen der Buchen-Komplexkrankheit bislang kaum eine Rolle und ist ganz offenbar der wesentliche Verursacher für die Astbrüche, die vor allem auf städtischen Standorten ein Problem für die Verkehrssicherheit darstellen.“ [i]
Nach dem heutigen Stand des Wissens ist die Buchen-Rindennekrose als Komplexkrankheit anzusehen, an der verschiedene Faktoren gleichzeitig oder nacheinander beteiligt sind. Die Krankheit macht sich durch Absterben verschieden großer Rindenpartien, vom Kronenbereich ausgehend, bemerkbar. In der Folge treten u.U. Stammfäulen auf, die schließlich zum Abbau des Holzes und zum Stammbruch führen können.
In 2018/19 wurde das Auftreten dieser Krankheit in Köln verstärkt festgestellt. Wesentlicher Grund hierfür ist vermutlich die außergewöhnliche Trockenheit des letzten Sommers, wodurch die Widerstandsfähigkeit der Bäume stark geschwächt wurde.
Die Komplexerkrankung gilt als ein periodisch wiederkehrendes Phänomen. Die Schadensmeldungen in der Literatur lassen vermuten, dass es sich primär um eine physiologische Störung und nicht um eine ansteckende Krankheit handelt. Sie stehen in den meisten Fällen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten im Wasserhaushalt = Klimawandel
[i] Kehr, R.; Dujesiefken, D.; Stobbe, H.; Eckstein, D.; Stuffrein, J.: Neuartige Komplexschäden an Buche mit Astbruchgefahr. Gutachten für die Stadt Köln 2014