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Sonderseite des Arbeitskreises Stadtbäume mit Beiträgen aus den Mitgliedstädten
In bundesdeutschen Städten haben Bauvorhaben, Leitungsverlegungen und Fällungen aus Verkehrssicherheitsgründen zu einer starken Reduzierung des Altbaumbestandes geführt. Durch die so entstandenen Lücken und die Überalterung der Baumbestände in historischen Stadtvierteln, wird mancherorts über einen Generationswechsel im Straßenbaumbestand zumindest nachgedacht. In diesem Zusammenhang wird der öffentlichen Hand immer wieder Planlosigkeit von Bürgerinitiativen vorgeworfen, zumal unterirdische Leitungsbestände Neu- und Nachpflanzungen häufig verhindern. Ein Straßenbaumentwicklungskonzept (SBEK) soll den Bestand an Straßenbäumen einer Stadt langfristig sichern und bietet zudem die Möglichkeit, in der öffentlichen Diskussion und Argumentation die regionalen Besonderheiten einer Kommune hinsichtlich des Großgrüns zu berücksichtigen und spezifisch darauf einzugehen. Gerade in Zeiten knapper Kassen können durch die Erarbeitung wirtschaftlicher Kennzahlen auch notwendige finanzielle Mittel aus den Konzepten abgeleitet und begründet werden. Somit wird die Entwicklung des Baumbestandes für Bürger und Kommunalpolitiker transparent und nachvollziehbar.
Aus derartigen Planungen können die Fachämter darüber hinaus mit Hilfe langfristiger Pflegekonzepte einen zeitlichen Rahmen zum Erhalt oder der Erneuerung der Straßenbäume an konkreten Objekten ableiten. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Optimierung der Pflanzstandorte zu, um unseren Straßenbäumen langfristig bessere Lebensbedingungen und somit eine bessere Vitalität zu ermöglichen. Ungeeignete Arten und Sorten können langfristig durch geeignete ersetzt und die Artenvielfalt erhöht werden. Neuartige Krankheiten und Schädlinge finden dabei ebenso Berücksichtigung wie Habitus, Salzverträglichkeit, klimatische Veränderungen, Funktionalität u. v. a. m.. Auch die Sicherung künftiger Pflanzstandorte durch die Optimierung perspektivischer Bauvorhaben kann im Rahmen der SBEK’s Berücksichtigung finden. In den folgenden Erläuterungen soll die unterschiedliche Herangehensweise zu derartigen Planungen in ausgewählten Städten vergleichend betrachtet werden. Die regionalen Unterschiede und Aufgabenstellungen dieser Beispiele sollen anderen Kommunen Anregungen zum Umgang mit diesem wichtigen Thema bieten.
Dresden
Anlass:
- durch Ausbau von Straßen, durch Leitungsverlegungen und andere Bauvorhaben sind immer mehr Bäume gefährdet, der Altbaumbestand im Stadtgebiet Dresdens verringert sich drastisch
- Nachpflanzungen lassen sich oft schwer durchführen (Abstand zu Leitungen, Gehwegbreite, Einbauten etc.), ein Konzept sollte daher Vorgaben, Alternativen und Lösungsansätze aufzeigen
- Forderung des Dresdner Stadtrates zur Erarbeitung des Straßenbaumkonzeptes mit Beschluss im Jahr 2008
- politische Legitimation durch Stadtratsbeschluss im Dezember 2009
Ziel:
- Langfristige Sicherung und Entwicklung der Straßenbäume im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Dresden
- Freihalten von künftigen Pflanzstand- orten durch Optimierung künftiger Bauvorhaben
- Schaffung von Vorgaben hinsichtlich lokaler Einordnung und Arteneignung von Straßenbäumen
Methode:
- Bildung einer Arbeitsgruppe aus städtischen Ämtern, Versorgungsträgern, wissenschaftlichen Einrichtungen und Landschaftsarchitekturbüros, Einarbeiten der unterschiedlichen Belange in das Straßenbaumkonzept
- Planung des Entwicklungskonzeptes für die Stadt Dresden mit Analyse, Leitlinien und Planungen für das Haupt- und Nebenstraßennetz sowie Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für die Erarbeitung künftiger finanzieller Kennzahlen
- Schwerpunkt des Konzeptes sind die Planungen zum Hauptstraßennetz in Dresden, dafür wurden konzeptionelle Pflanzvorschläge erarbeitet, ausgehend vom Vitalitätszustand der Bäume (Stufen 1.5) im Straßenbaumkataster Leiten sich dabei
- Handlungsfehler ab, welche Ergänzung, Erhalt, Neubegrünung, Sanierung und Umbau des Straßenbaumbestandes beinhalten
Ergebnis:
- der Begrünungsanspruch im Straßenraum ist als gleichberechtigter Grundsatz neben den Versorgungs- und Erschließungsfunktionen im Bewusstsein und in der Planungspraxis zu verankern
- Bildung einer Arbeitsgruppe „Unterirdischer Bauraum“, um sich in regelmäßigen Abständen über Bauvorhaben und Straßenbaumpflanzungen abzustimmen
- Leitsatz der Straßenbaumkonzeption: „Der Straßenbaumbestand Dresdens soll nachhaltig geschützt, gepflegt und entwickelt werden, so dass ein gesunder, attraktiver und den ökologischen Rahmenbedingungen angepasster Bestand das Bild der Landeshauptstadt Dresden nachhaltig prägen kann“.
München
Anlass:
- Durch die Zunahme von Krankheiten und Schädlingen, bedingt durch klimatische Veränderungen und durch die Zunahme von Extremereignissen, steigt die Gefahr der Schädigung des Baumbestandes.
- Vorwiegend wurden in der Vergangenheit heimische Baumarten verwendet, ein Großteil besteht aus Linde und Ahorn (ca. 65 %) Die Pflanzenverwendung muss den Stresssituationen in der Stadt angepasst werden.
- Die Ergebnisse aus der regelmäßig durchgeführten Vitalitätserhebung bescheinigen einen bedenklichen Vitalitätszustand der Stadtbäume
Ziel:
- Verwendung neuer Baumarten im städtischen Straßenraum zur besseren Artendurchmischung in der Stadt und Risikoverteilung bezüglich Krankheiten und Schädlingen
- Entwicklung neuer Lösungen einschließlich Erfolgscontrolling
- Förderung der Akzeptanz neuer Baumarten bei der Bevölkerung
Methode:
- Bildung einer Arbeitsgruppe, die bei allen Bauvorhaben die Verwendung der Baumarten und Baumsorten festlegt
- Zusammenarbeit mit Hochschulen und Institutionen, um Wissen und Erfahrungen aus Forschungsergebnissen einfließen zu lassen
- Bestandsaufnahme:
- Baumartenverteilung in der Stadt München
- Vitalität und Zustand der Bäume
- aktuelle Krankheiten und Schädlinge
- Maßnahmen:
- Münchner Straßenbaumliste und Straßenbaumtest München
- Baumbrief
- Leitfaden zur Verwendung von Baumarten
Ergebnis:
- Bildung einer Arbeitsgruppe „Baumarten“, die die Auswahl der Baumarten und Baumsorten bewertet und vorgibt
- Bekanntmachung von neuen Erkenntnissen aus dem Straßenbaumtest über die Eignung und Verwendung von „neuen“ Arten und Sorten
- Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Planern und externen Partnern zur Verwendung von Straßenbäumen
- Erhöhung der Arten und Sortenvielfalt
- Langfristige Reduzierung der Ahorn – und Lindenbestände
Rostock
Anlass:
- durch Ausbau von Straßen, durch Leitungsverlegungen und andere Bauvorhaben sind immer mehr Bäume gefährdet, der Altbaumbestand in einzelnen Stadtteilen der Stadt Rostock verringert sich drastisch
- Nachpflanzungen lassen sich oft schwer durchführen (Abstand zu Leitungen, Gehwegbreite, Einbauten etc.), ein Konzept sollte daher Vorgaben, Alternativen und Lösungsansätze aufzeigen
- durch die Erarbeitung eines SBEK’s für den Stadtteil Warnemünde wurden aus dem politischen Raum derartige Konzepte für weitere Stadtteile gefordert
- Bereitstellung notwendiger jährlicher HHM durch die Bürgerschaft
Ziel:
- Langfristige Sicherung und Entwicklung des Straßenbäume in den Stadtteilen der Hansestadt Rostock, in denen ein Generationswechsel im Baumbestand bevor steht
- Freihalten von künftigen Pflanzstandorten durch Optimierung künftiger Bauvorhaben
- Erhaltung städtebaulicher und denkmalpflegerischer Situationen unter besonderer Berücksichtigung des Alleenschutzes in M-V
Methode:
- Kurzcharakteristik des Stadtteiles
- Bestandsaufnahme:
- Steckbriefe der Straßen
- Vitalität und Zustand der Bäume
- Bewertung des baulichen Umfeldes
- Erfassung der Versorgungsleitungen
- Maßnahmen:
- Fallgruppendefinition nach Straßen
- städtebauliche Leitbilddiskussion
- Maßnahmenbeschreibung
Ergebnis:
- der Begrünungsanspruch im Straßenraum ist als gleichberechtigter Grundsatz neben den Versorgungs- und Erschließungsfunktionen im Bewusstsein und in der Planungspraxis zu verankern
- Bildung einer Arbeitsgruppe „Bäume und Leitungen“, um in regelmäßigen Abstimmungen Grundsätze zu formulieren und objektbezogene Sondervereinbarungen abzuschließen
- Die SBEK’s geben Praktikern und Planern in den einzelnen Stadtteilen der Hansestadt Rostock einen zeitlichen Rahmen für Erhalt und/oder Erneuerung des Baumbestandes sowie Handlungsempfehlungen für Objekt konkrete Sanierungsmaßnahmen