Um eine möglichst einheitliche Beurteilung von Bäumen zu erreichen, wurden diese Empfehlungen für die allgemeine Beurteilung von Bäumen in der Stadt erarbeitet. Sie orientieren sich an den bisher üblichen Aussagen über Schäden an Bäumen und an den Empfehlungen zum Erkennen von Waldschäden.
Bäume sind heute aus vielen Gründen mehr denn je gefährdet. Während besonders die Verschmutzung der Luft zu einer ständigen Verschlechterung der Gesundheit von Waldbäumen führt, sind die Ursachen für Schäden an Bäumen im Siedlungsbereich vielfältiger. Hier wirken sich zusätzlich ungünstige Standortbedingungen sowie Verletzungen im Wurzel-, Stamm- und Kronenbereich äußerst negativ aus.
Die richtige Beurteilung des Zustandes von Bäumen ist eine notwendige Voraussetzung für Planungen, die eine Ergänzung bzw. Erneuerung des Baumbestandes oder die Verbesserung der Standortbedingungen zum Ziel haben. Die Ergebnisse der Beurteilung sind wichtige Entscheidungshilfen nicht nur für Fachleute sondern auch für politische Entscheidungsträger und Argumentationshilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit.
- Sichtbare Schäden und Schadsymptome sind zunächst für eine Baumbeurteilung ausreichend. Weitergehende Untersuchungen werden erforderlich, wenn Anzeichen für eine Beeinträchtigung der Stand- und/ oder der Bruchsicherheit vorliegen.
Grundlage der Baumbeurteilung ist der vitale, arttypisch entwickelte Baum. Deswegen ist zuerst sein Erscheinungsbild zu bewerten. Wichtige Beurteilungskriterien sind u. a. Verzweigungsgrad, Triebzuwachs, Laubdichte, Blattgröße und Blattfarbe, Dickenzuwachs und ggf. die Wundüberwallung. Hierbei sind Besonderheiten der Baumarten und deren Entwicklungsstadien (Alter) zu berücksichtigen. - Da die Entwicklung des 'oberirdischen Baumes' in direkter Abhängigkeit zur Entwicklung der Wurzeln steht, können in den meisten Fällen aus dem Erscheinungsbild der Krone auch Rückschlüsse auf den Zustand der Wurzeln gezogen werden. Hieraus ergibt sich, dass bei starken Kronenschäden eine Überprüfung der Standsicherheit erwogen werden muss.
- Bei der Beurteilung von Bäumen ist zu bedenken, dass sich Schäden im Wurzel- und Stammbereich mit zeitlicher Verzögerung im Erscheinungsbild der Krone niederschlagen. Daher sind auch die dem Stamm- und Wurzelbereich zugeordneten Parameter für die Einstufung in die entsprechende Schadstufe relevant, selbst wenn noch keine erkennbaren Kronenschäden vorliegen.
- Der Befall mit Schädlingen und Krankheiten muss nicht zwangsläufig zu bleibenden Baumschäden führen, daher sind diese natürlichen Erscheinungen individuell zu bewerten.
Vitalität
Die Vitalität eines Baumes definiert sich als die Lebenstüchtigkeit, die von seiner genetischen Ausstattung und den Umweltbedingungen bestimmt wird.
Die Vitalität äußert sich insbesondere in:
- dem Gesundheitszustand
- der Leistungsfähigkeit (Wachstum, Entwicklung, Fortpflanzung)
- der Anpassungsfähigkeit an die Umwelt
- der Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten/ Schädlinge
- der Regenerationsfähigkeit
Die Schad- und Vitalitätsstufen von Bäumen stimmen zwar in vielen Fällen, aber nicht immer überein. Erkennbare Schäden im Wurzel-, Stamm- und Kronenbereich sind bei der Schadstufenbestimmung in angemessener Weise zu berücksichtigen. Sie müssen aber nicht unmittelbar die Baumvitalität beeinträchtigen. Aussagen zur Stand- und/oder Bruchsicherheit eines Baumes lassen sich grundsätzlich weder aus der Vitalität noch aus der Schadstufe ableiten. Bei Bedenken werden weitergehende Untersuchungen erforderlich. Bei der Schadstufenbestimmung muss der derzeitige Zustand zugrunde gelegt werden. Die Vitalitätsbeurteilung hingegen soll das Entwicklungspotential des Baumes berücksichtigen.
Totholz
Wo die Verkehrssicherheit es zulässt, sollen tote Bäume oder Totholz in Baumkronen möglichst lange erhalten werden. Totholz bietet einer Vielzahl von Lebewesen, u.a. Pilzen und Insekten Lebensraum. Diese können wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel und andere Tiere sein. Absterbendes oder abgestorbenes Holz ist deshalb Ökologisch wertvoll.