Methode zur Einbeziehung von Tierbedürfnissen in die Planung und Gestaltung städtischer Freiräume

Angesichts anhaltenden Städtewachstums ist ein aktives Einbinden von biodiversitätsfördernden Maßnahmen in städtische Planungsprozesse von entscheidender Bedeutung, um städtische Natur und ihre Ökosystemleistungen in der Stadt zu erhalten. In der aktuellen Stadtentwicklung erscheint es jedoch oft schwierig, menschliche Interessen mit den Ansprüchen stadtbewohnender Tierarten zu verbinden.

Hier setzt Animal-Aided Design (AAD) an, das auf eine Einbindung von Tierbedürfnissen in die Stadt- und Freiraumplanung zielt. Das Vorkommen von Tieren in urbanen Freiräumen soll damit explizit geplant werden und in deren Gestaltung einfließen. Konkret bedeutet das, dass im Stadtraum erwünschte Zielarten, wie Igel, Singvögel oder Schmetterlinge, bereits zu Beginn der Planung von Neubauten, z.B. im Wettbewerbsverfahren, von Sanierungsmaßnahmen oder von neuen Pflegekonzepten für Freiräume ausgewählt werden, sodass deren Ansprüche mit einbezogen werden können.

Dafür werden Zielarten ausgewählt, die aus Naturschutzgründen gefördert werden sollen, aber auch besondere und positive Erlebnisse für die Nutzer*innen der Freiräume und die Bewohner*innen von Stadtquartieren mit sich bringen. So lassen sich nicht nur wertvolle Nischen für Vögel, Reptilien, Insekten oder Säugetiere schaffen – auch die Lebensqualität der Städter steigt.

Die neuen, mit Tierarten gestalteten Freiräume sind Orte, in denen Stadtbewohner*innen Natur erleben und mit Tieren in Kontakt kommen können. AAD stellt die Ansprüche einzelner Arten in den Vordergrund und zielt auf die Integration dieser Bedürfnisse in die landschaftsarchitektonische und städtebauliche Entwurfsplanung, um damit neue urbane Naturbilder und -erfahrungen zu ermöglichen.

  • Artspezifische Entwurfsbausteine 'Haussperling'
  • Kritische Standortfaktoren 03
  • Kritische Standortfaktoren 05
  • Kritische Standortfaktoren 12

Die Forschung zu Animal-Aided Design an der Technischen Universität München und der Universität Kassel wird aktuell im Rahmen von zwei Projekten vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.

Über die Methode Animal-Aided Design ist eine Broschüre erschienen; für den Download ist eine Zugangsberechtigung der Uni-Kassel nötig:

Zugangsberechtigung Download Broschüre


Am 17.01.2019 fand im Deutschen Architekturzentrum in Berlin die Fachtagung Animal-Aided Design im Wohnumfeld statt - Download Programm Fachtagung -. Mit dieser Fachtagung wurden die Ergebnisse der Voruntersuchung zum Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben „Animal-Aided Design (AAD) - Einbeziehung von Tierbedürfnissen in die Planung und Gestaltung von Freiräumen“ vorgestellt und mit Akteur*innen aus Planung, Naturschutz und Wohnungswirtschaft diskutiert.
Präsentiert wurden die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage unter Wohnungsbauunternehmen zur Rolle von Wildtieren im Wohnumfeld, die Entwürfe von zehn Beispielprojekten und die Erfahrungen der an der Studie beteiligten Wohnungsbauunternehmen mit AAD. Diskutiert wurden die Hindernisse und Potentiale zur Artenförderung im Wohnumfeld bei Neubau, Sanierung und in der Pflege der Gebäude und Freiflächen. Zudem wurden die Erfahrungen mit Artenförderung in der alltäglichen Praxis von Stadtentwicklung und Naturschutz und erfolgreiche internationale Ansätze und Beispiele vorgestellt und diskutiert.

Im Rahmen des 7. Weihenstephaner Symposiums für Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung "Naturschutz 3.0" berichtet Dr. Thomas Hauck über den von ihm verfolgten Ansatz des 'Animal Aided Design', Naturschutzaspekte durch gestalterische Mittel der Landschaftsarchitektur in Planung zu integrieren.

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